Meine Kleinen

Meine Kleinen

Donnerstag, 17. September 2015

la vie est belle

Hallo ihr Lieben!

Entschuldigt bitte, dass ich so lange nicht geschrieben habe, aber ich wusste einfach nicht, worüber. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass mein Leben hier langweilig ist und ich nichts erlebe! Aber ich habe hier inzwischen auch meinen Alltag, von dem ich euch ja schon viel berichtet habe. Jetzt hat schon meine fünfte Arbeitswoche angefangen und ich fühle mich im Waisenhaus überhaupt nicht mehr fremd. Seit letzter Woche gibt es allerdings eine Veränderung: Die Schule hat hier zeitgleich mit der in Hessen wieder begonnen und deshalb sind die vier Ältesten, also die sechsjährige Cynthia und die vierjährigen Drillinge immer in der Primary bzw. Nursery School, während ich arbeite. Ich sehe sie immer nur nachmittags kurz, wenn sie wieder kommen, bevor sie schlafen gehen. Das ist zwar etwas schade, aber eigentlich finde ich es ganz gut! Meine Arbeit ist ohne sie wesentlich entspannter, da die Großen schon die Anstrengendsten sind! Jetzt kann ich mich mehr auf die Kleinen konzentrieren und habe seit dieser Woche auch das Vertrauen der kleinen anderthalbjährigen Saki gewonnen, die jetzt immer zu mir rennt und mich umarmt! Das freut mich sehr!  Heute allerdings war der vierjährige James auch da. Leider habe ich ganz vergessen, zu fragen, warum. Wahrscheinlich hat er eine Erkältung und soll die anderen Kinder nicht anstecken... Aber ich weiß es nicht. Er war aber fit und hat den ganzen Tag auch an mir gehangen. Es war überraschend schön und es war besonders süß, dass James sich so sehr gefreut hat, mal wieder Zeit mit mir verbringen zu können! Seit dem Wochenende haben die Kinder auch alle wieder ganz kurz geschorene Haare, was sehr süß aussieht. Ihre Nägel sind aber leider größtenteils seit langem nicht geschnitten worden, weshalb es sogar bei den kleinen Babys richtig weh tut, wenn sie mir ins Gesicht fassen. Inzwischen kann ich die Kinder sogar alle an ihrem Weinen erkennen... Schrecklich finde ich, dass die Standartfrage ist: "Who has beaten you?", wenn ein Kind weint. Da die Erwachsenen so freigiebig sind mit dem Schlagen sind, schauen sich die Kinder das ab und schlagen sich auch gegenseitig die ganze Zeit, viel mehr, als es mir in Deutschland aufgefallen ist. Auch zu mir sagen sie teilweise, dass sie mich schlagen werden, wenn ich nicht ihren Willen befolge. Das ist echt traurig, besonders da sie eigentlich so süße Kinder sind.

Im Waisenhaus:

Boyboy

Christiana
Boyboy again
Lime- Limi (Benkesia)

Fernsehen, während alle anderen schlafen

Füttern beim Fernsehen
So viel muss ich immer essen: Erst Fufu und Jama Jama und dann noch Pancakes!

Kekse werden verteilt
















Die Zwillinge




Saki <3




Meine Lieblings-Jungs







Selfi-Session mit meinen Jungs
Nach der Arbeit gehe ich entweder immer direkt nach Hause um dem Regen zu entkommen oder mache einen Stop in Squares oder manchmal sogar Mbve, was nicht ganz auf meinem Weg liegt, um einkaufen zu gehen. Hier kauft man eigentlich immer nur für wenige Tage ein, weshalb wir oft zum Markt müssen. Wenn ich dann nach Hause komme, muss ich meistens entweder waschen oder Bügeln oder mein Bad oder mein  Zimmer putzen oder kochen und spülen, was alles sehr sehr lange dauert,weshalb der Tag immer danach schon fast vorbei ist! Vorgestern habe ich erst wieder eine Stunde gewaschen und dann noch eine Stunde gebügelt und leider steht das jetzt beides schon wieder an. Gestern habe ich den ganzen Nachmittag stundenlang mein Bad und mein Zimmer geputzt und war danach echt erschöpft. Ich werde wahrscheinlich gar nicht wissen, was ich mit meiner Zeit anfangen soll, wenn ich wieder Waschmaschine, Spülmaschine und gar einen Staubsauger habe und richtige, sauber Wischlappen, mein Lappen hier wird schon gar nicht mehr sauber, so getränkt mit Schlamm ist er.. Abends schreibe ich dann noch Tagebuch, gucke ein bisschen meine Serie auf dem Laptop oder lese etwas, und dann ist auch schon immer Zeit zum Schlafen!
Natürlich sehen nicht alle meine Tage so aus, da ich ja nicht nur allein rumhänge. Letzte Woche war ich mit Ivo und Paula gemeinsam auf dem Markt und ich habe in letzter Zeit öfters zusammen mit Paula gekocht. Gemeinsam kochen macht immer besonders Spaß! Sie konnte schon ein paar mehr kamerunische Gerichte, die sie mir gezeigt hat. Ansonsten kommt sie auch manchmal einfach ein bisschen zu uns nach SAC oder ich besuche sie nach der Arbeit ein bisschen in Tobin. Unsere Wohnungen sind nicht sehr weit entfernt, mit dem Bike geht das sehr schnell.
Auf dem Bike

 Der Markt in Squares:

Mit Blick auf die Kathedrale






Die Kleine habe ich in Kenneths Shop getroffen

 Gemeinsames Kochen:

Mit Emily kochen bei Paula

Kochen mit Paula: Plantaines mit Erdnusssoße

Paulas neue Hose
Vor Paulas Wohnung

Pancakes mit Bananenmarmelade

Das Highlight der letzten Woche war unser Backen am Dienstag. Zuerst waren Paula und ich in Mbve einkaufen und dann sind wir zu ihr gefahren, da sie sogar einen Backofen hat!! Da Paula die erste ist, die in ihrer Wohnung wohnt, hat sie noch nicht so viel Küchenzubehör, weshalb wir sehr improvisieren mussten. Wir mischten den Teig in ihrem Kochtopf und mussten natürlich alles abschätzen, da hier niemand eine Küchenwaage besitzt. Also mussten wir alles schätzen. In Ermangelung eines Rührgeräts mussten wir auch mit den Händen kneten. Das ganze fand in Paulas Wohnzimmer auf dem Boden statt. Eigentlich wollten wir einen Apfel-Streuselkuchen backen, aber da wir keine Äpfel fanden, wurde stattdessen ein Ananas-Streuselkuchen draus! Leider ist es sehr schwierig mit einem Gasbackofen zu backen, bei dem man nur entweder Ober- oder Unterhitze einstellen kann und man nur zwischen kleiner und großer Flamme entscheiden kann, weshalb unser Kuchen oben und unten sehr schwarz geworden ist. Aus den Streuseln wurde auch nichts, da diese total zerflossen sind und insgesamt war er etwas zu süß. Aber ich fand ihn trotzdem genial! Die Idee mit der Ananas war aber echt gut, vielleicht kann man das ja mal in Deutschland mit einem anständigen Ofen probieren. Ich denke aber nicht, dass wir das Backen hier aufgeben werden, schließlich macht Übung den Meister. Das Backen an sich war jedenfalls um einiges besser als der Kuchen selbst, allein das war es schon wert!
Paula beim Backen

Ta daa: Unser Prachtkuchen
Freitagabend waren wir dann sogar aus und sind in eine Bar in Squares gegangen, die uns ein früherer Freiwilliger empfohlen hatte. Der Besitzer Julius ist super süß und sehr nett und wir haben uns gut unterhalten! Ansonsten ruhe ich mich am Wochenende meistens aus und hänge viel im Bett rum, da ich immer sehr erschöpft von der Arbeit bin. Am Sonntag habe ich mich dann sogar aufgerafft und wollte mit Paula mal in die evangelische Kirche in Tobin, um zu schauen, ob mir das vielleicht etwas vertrauter ist. Ich bin extra um 7 Uhr aufgestanden, habe geduscht und mein pinkes Kleid angezogen, aber dann hat es so geregnet, dass ich nicht aus dem Haus konnte. Stattdessen habe ich mich wieder in Jogginghose, Pulli und Kuschelsocken gechillt und habe den Morgen im Bett verbracht. Das war etwas enttäuschend, aber aber wir haben ja noch ein paar mehr Sonntage vor uns.

In der Bar:



Schmeckt fast wie Malzbier, nur süßer - geniales Zeug!!

Unsere Tischbeleuchtung bei Stromausfall
Das Wetter hier spielt auch echt verrückt. Die letzte Woche hat es fast nur nachts geregnet und tagsüber war es schön, was echt entspannt war. Am Montag war auch wahnsinnig schönes Wetter, aber die letzten Tage hat es wieder den ganzen Tag durchgeregnet. Das ist morgens anstrengend, wenn ich zur Arbeit muss, da ich ja immer erst zwanzig Minuten laufen muss und auch auf dem Bike ist es nicht so angenehm bei Regen. Außerdem habe ich dann echt Angst, weil die Straßen so slippery sind, die Bikes rutschen dann öfters etwas durch die Gegend.

Kumbo bei Regen:



 Im Taxi auf weitere Passagiere warten:





Nach dem Bikefahren im Regen
Manchmal fährt mich dann unser Mentor Fr. Francline, aber den kann ich ja nicht ständig bitten. Montagabend war er auch noch hier mit einem Elektriker, da mein Lichtschalter kaputt war und ich schon zwei Abende im Dunkeln gesessen hatte. Naja, eigentlich waren es viel mehr, da wir von Donnerstagnachmittag bis Samstagabend mit nur einer kurzen Unterbrechung Stromausfall hatten. Das war echt blöd! Kürzere gibt es hier ja häufig und mit denen komme ich auch gut zurecht, aber so lange nerven! Alles war leer, mein Handy, meine Kopfhörer, mein Laptop..Wasserkocher und Bügeleisen gingen auch nicht. Der Kühlschrank ging nicht, weshalb ich mich mit warmem Joghurt begnügen musste. Als dann Samstagabend der Strom wieder kam, haben Emily und ich erst mal Freudenstänze aufgeführt. Ich hätte nie gedacht, dass man sich so sehr über Strom freuen kann!!
Eine besondere Begebenheit habe ich noch gar nicht erwähnt: Ich wohne seit Sonntag bis nächsten Dienstag ganz allein, weil Emily mit ihrer Arbeit in irgendwelche villages gefahren ist.. Ich habe schon vier Nächte allein überlebt. Es ist echt noch mal ein ganz anderes Gefühl, ob man allein oder zu zweit ist. Ein bisschen gruselig ist es schon, im Erdgeschoss und mit einer eingeschlagenen Fensterscheibe. Aber eigentlich ist es voll okay! Bisher bin ich noch nicht besonders einsam, aber ich hab Paula auch noch bisschen gesehen. Allerdings ist sie gestern nach Bamenda gefahren, bis Samstag bin ich also völlig allein! Mal sehen, was ich dann so mache.. Ich werde mich wahrscheinlich mit Ivoline treffen und die Zeit nutzen, um ein bisschen Gitarre zu spielen. Bisher habe ich es aber sogar genossen, allein zu wohnen, das hat echt auch seine Vorteile und ist überraschend angenehm!
Die muss ich alle allein essen!

Vorgestern im Waisenhaus hat die Sister mir Fotos von ihrer Reise nach Südtirol und Assisi gezeigt, was sehr schön war, aber mir auch bisschen Heimweh und Sehnsucht nach Europa gemacht hat. Sie hat mir auch eine Frau gezeigt, die das Waisenhaus finanziell unterstützt, bzw. nicht sie selbst, sondern sie hat das irgendwie organisiert. Sie kommt auch diesen November, um zu gucken wie es so hier läuft. Erst hatte ich immer verstanden, dass sie aus Boston käme, aber als die Sister meinte, dass wir dann sicher Deutsch sprechen werden, war ich irritiert. Jetzt habe ich allerdings erkannt, dass sie aus Bozen, also aus Südtirol kommt! Auf ihren Besuch freue ich mich schon.
Als ich am Montag zur Arbeit mit dem Bike gefahren bin, habe ich einige Fotos geschossen, da es so tolles Wetter war. Da könnt ihr mal ein bisschen mehr von Kumbo sehen.

Mein Weg zur Arbeit: 

 

Von SAC nach Junction


 

Von Junction nach Squares



Mein Driver trug sogar einen Helm! Da ist er von ca. drei in Kumbo











Die Bar von Julius



Primary School in Squares

Die Tankstelle

Squares

 Von Squares nach Shisong

 

5 Sterne Bar ;)






Liebe Grüße!