Meine Kleinen

Meine Kleinen

Dienstag, 27. Oktober 2015

Von kamerunischer Unzuverlässigkeit, vielen Freiwilligen und einem Wochenendsausflug in die Großstadt

Hallöchen Freunde!

In Deutschland hat jetzt endgültig der Herbst begonnen, wie ich höre, während es hier immer heißer wird und alles wunderschön blüht! Dennoch habe ich große Sehnsucht nach bunten Herbstblättern und Winterjacken! Es fühlt sich falsch an, dass die Reihenfolge der Jahreszeiten so durcheinander ist, ich hatte Sommer in Deutschland, dann hier eine Mischung aus Sommer und April und jetzt kommt der richtige Sommer wieder. Herbst und Winter fallen dieses Jahr einfach aus! Während ihr zu Hause im Pullover sitzt und friert, habe ich mir hier prompt am Wochenende einen Sonnenbrand geholt. Aber der Reihe nach...

Am Dienstag war ich mit Anna und Jonas, den Südtirolern, unterwegs, wir sind nach der Arbeit erst nach Squares gefahren und dann von dort nach Mbveh gelaufen. Auf die Idee wäre ich alleine wohl nie gekommen, aber Jonas war so motiviert und es tut auch gut, sich zu bewegen, da ich hier ja so viel esse und immer mehr zunehme.
Ich erinnere mich noch gut an einen der ersten Tage hier in Kumbo, an dem uns Eric mit zum Markt genommen hat und alles gezeigt hat. Und plötzlich war ich diejenige, die sich auskennt und den anderen zeigt, wo alles ist und wie alles funktioniert. Ein verrücktes Gefühl, sage ich euch!! Ich habe den beiden den Supermarkt und alles gezeigt und es war echt super schön! Als ich dann aber später mit schweren Tüten nach Hause kam, musste ich leider feststellen, dass unser Schloß wieder kaputt war... Zum dritten Mal! Wir verständigten gleich Father Francline, aber dass wir ein neues Schloß bekamen, sollte noch einige Zeit dauern...
Annas Kleid bei der Schneiderin abholen

Stoffe

Kleines Mädchen auf dem Markt

Auf dem Markt

Nachdem Cynthia aus dem Waisenhaus meine Schuhe geputzt hat, was sie unbedingt tun wollte... Wie neu!!

Am Mittwoch traf ich Paula nach der Arbeit in Squares und wir shoppten noch ein wenig Essen und gönnten uns danach zum Ausruhen ein Getränk im Coffe Shop. Dort trafen wir einen schottischen Volunteer, der hier irgendwas mit Wasserprojekten zu tun hat. Er heißt Patrick und ist auch super nett! Wir quatschten ein wenig und erfuhren, dass es anscheinend wieder Wifi dort gibt, weshalb wir wohl ab jetzt öfters dort anzutreffen sein werden. Das beste allerdings war das wunderschöne Englisch Patricks! Endlich mal wieder konnte man alles ohne Probleme verstehen und musste nicht das undeutliche kamerunische Englisch "ertragen". Danach waren wir mit zwei anderen deutschen Freiwilligen verabredet, Vivien und Mareike, die in Squares wohnen. Wir besuchten sie in ihrer Wohnung, und es war sehr lustig! Die beiden sind sehr nett. Sie hatten aber schon seit paar Tagen kein fließendes Wasser mehr, da bin ich doch sehr froh, dass uns das bisher hier in SAC erspart geblieben ist. Das kommt in der richtigen Trockenzeit noch früh genug... Echt komisch fand ich, dass kamerunische Schulmädchen einfach an die Tür kamen, ihre Schuhe auszogen (immerhin!) und sich zu uns ins Zimmer setzten. Wir saßen am Tisch und die setzten sich dann einfach in die zweite Reihe hinter Paula und mich, sodass wir mit den Rücken zu ihnen saßen. Wir redeten einfach weiter auf deutsch und die Mädchen saßen und saßen. Dann standen sie auf und durchwühlten das Regal der beiden, woraufhin diese sie aber baten, es sein zu lassen. Mareike und Vivien haben erzählt, dass das echt schlimm sein soll, irgendwelche Schulmädchen kommen richtig häufig einfach rein, auch wenn die beiden Filme gucken oder lesen. Einmal haben sie sogar so getan als würden sie schlafen und dennoch kamen einfach welche rein und setzten sich in ihr Wohnzimmer. Als sie einem Mädchen einmal etwas zu essen anbaten, aß diese fast alles allein und wollte immer noch mehr. Die hat sie sogar schonmal nach Geld gefragt. Es ist typisch kamerunisch, einfach bei Freunden oder Bekannten unangemeldet vorbei zu kommen, das hat ja auch einiges positive an sich, aber bei den beiden in Squares ist das echt nicht mehr lustig! Deshalb bin ich auch sehr froh, dass wir auf einem Berg wohnen und nicht so mitten im Zentrum.
Weil bisher noch niemand sich um unser Schloß gekümmert hatte, war Emily den ganzen Tag zu Hause gewesen, weshalb wir dann spontan noch zu viert nach oben fuhren und uns bei uns dann Pommes machten.

Am Abend kam zwar jemand und stellte fest, dass wir ein neues Schloß brauchen, aber dann geschah wieder nichts, weshalb ich den ganzen Donnerstag zu Hause blieb und wartete. Das war echt ätzend!! Donnerstagabend kam dann Father Francline mit vier weiteren Pfarrern, was ich leider verpasste, da ich unter der Dusche stand. Er versprach Emily, dass am Freitag das Schloß vor 8 Uhr ausgetauscht würde, damit wir beide arbeiten gehen könnten. Deshalb verließ Emily vor mir das Haus, obwohl sie ja eigentlich wieder dran gewesen wäre mit Warten. Aber wir verließen uns zu sehr auf Father Franclines Versprechen... Ich wartete schon mit Mütze und Jacke und wartete und wartete. Gegen 9 Uhr kam dann der Schloßer, um mir mitzuteilen, dass er erst um 12 Uhr das Schloß bringen könne.. Weshalb ich wieder nicht arbeiten konnte! Ich vermisste meine Kinder schon so sehr und war echt mega sauer. Father Francline war nämlich auch mal wieder nicht erreichbar. Ich schrieb ihm exra, dass ich um 12:30 Uhr aus dem Haus müsse, weil ich mit Paula verabredet war, mit der ich übers Wochenende nach Bamenda fahren wollte. Natürlich tauchte der Schloßer nicht wie angekündigt um 12 Uhr auf... Auch nicht um 13 Uhr und auch um 14 Uhr war noch keine Spur von ihm.. Irgendwann kam Paula zu mir und wir warteten gemeinsam, statt wie geplant um 13 Uhr abzufahren. Ich war unglaublich wütend auf Father Francline, der weiterhin den ganzen Tag nicht erreichbar war. Ich rief ihn tausendmal an und schrieb ihm ca. 10 SMS, von denen er keine einzige beantwortet hat, bis heute nicht. Ich bin eigentlich immer noch sauer auf ihn. Als unser Mentor hat er eine Verantwortung uns gegenüber und sollte erreichbar sein. Was ist, wenn wirklich mal was echt dringendes ist und wir uns nicht darauf verlassen können, dass er für uns da ist? Wenn man mit ihm zusammen ist, hängt er nur am Handy und schreibt mit tausend Leuten auf Whatsapp, aber meine Anrufe und Nachrichten ignoriert er. Am Sonntag bekam ich dann nur eine Nachricht, die er an alle Bekannten schickte, über irgendein katholisches Fest... Auf solche Nachrichten werde ich sicher auch nicht mehr reagieren!

Letztendlich sind Paula und ich dann gegen 15 Uhr doch zu Hause los und haben das Haus einfach offen gelassen und hofften, dass niemand kommen und die Tür öffnen würde, bevor Emily kommt. Bis das Taxi nach Bamenda voll war mussten wir nochmal lange warten und fuhren schließlich gegen 17 Uhr los und waren dann ca um kurz nach acht bei den anderen Frewilligen in Bamenda. Drei von ihnen waren gerade am Aufbrechen, da sie auch woanders hinfuhren übers Wochenende. Deshalb konnte ich sogar im Bett der einen schlafen und Paula legte sich eine Matratze daneben. Zum ersten Mal hier in Kamerun schlief ich mit jemand anderem im Zimmer und hatte deshalb irgendwie Sleepover-feelings. Wir verbrachten ein Mädelswochenende mit Helli, die ich ja schon hier in Kumbo kennengelernt hatte, und Hannah. Am Freitagabend gingen wir mit dem kamerunischen Nachbarn der Freiwilligen-WG Marcel und einer Freundin von ihm, die wiederum ihren Freund aus der Schweiz (leider der französischen, es blieb also beim Englisch) mitbrachte, in eine Bar, die aber Ähnlichkeiten mit einem Club hatte. Ich hatte so eine Bar wie das Password bei uns in Kumbo erwartet und plötzlich saßen wir auf schwarzen weichen Ledersofas bei lauter Clubmusik und -beleuchtung und es war alles echt modern und hätte genauso gut in Deutschland sein können. Die Mädchen dort trugen auch extrem kurze Röcke und tanzten vor ihren Freunden rum. Wir erwischten uns dabei, wie wir über diese Mädchen ablästerten wie prüde alte Damen, dabei verhielten die sich endlich mal so wie bei uns in Deutschland. Ein Kameruner sprach Marcel an und fragte ihn, was er für uns haben wolle. Das fand ich dann schon echt krass, dass der Kerl uns sozusagen kaufen wollte, nur weil wir weiß sind. Später saß ein fremder Kameruner neben mir, der mich natürlich auch prompt anquatschte. Ich war totmüde und wollte eigentlich nur gehen und wurde dann auch noch von diesem Typen genervt, der nicht checkte, dass ich keinen Drink von ihm haben wollte. Als er dann um fünf Minuten allein auf dem Korridor bat, wurde es mir zu bunt und zum Glück retteten mich Hannah und Paula, mit denen ich raus vor den Club ging. Ich erfuhr allerdings, dass wir weggeschickt worden waren, weil wir nichts mehr tranken und somit anderen die Plätze wegnahmen... Als wir schließlich gegen halb eins endlich heim kamen, fiel ich nur noch in mein Bett, so spät war ich hier in Kamerun noch nie schlafen gegangen!
Sleepover mit Paula

Am Samstagmorgen wachte ich vom "Stadtlärm" auf, von vorbeifahrenden Autos und so. Wir hatten ein tolles Urlaubsfrühstück, Paula kochte Rührei, Helli und Hannah machten Obstsalat und ich backte Pfannkuchen. Genial! Danach machten wir uns zu einem Spaziergang auf, der sich dann aber als zweistündige Wanderung mit Klettern herausstellte. Wenn man die Straße der WG weiter läuft, kommt man nämlich zu einem Berg, den wir hochkletterten. Die Landschaft war echt atemberaubend schön!! Von oben konnte man über Bamenda blicken und das Wetter war auch noch toll geworden nach Regen am Morgen. Erschöpft, mit zerkratzten Armen und heftigem Sonnenbrand kam ich dann wieder zurück, aber es hat sich trotzdem gelohnt! Wir hatten den Hund der WG dabei, weshalb uns alle auch ganz komisch anschauten, da es hier ja absolut nicht üblich ist, sich Hunde oder andere Haustiere ohne wirklichen Nutzen zu halten.
 Nach kurzem Frischmachen ging es dann weiter ins Zentrum, wo wir ins Prescafe gingen, das recht bekannt ist. Aber nicht ohne Grund! Nach fast 3 Monaten trank ich zum ersten Mal wieder Kaffe und zwar einen super leckeren Cappuccino! Außerdem teilte ich mir mit Paula einen griechischen Salat, es war himmlisch! Zum ersten Mal Käse hier in Kamerun und der Feta war echt köstlich! Zum Nachtisch gabs dann noch einen halben Schokokuchen mit Helli. Schon allein des Essens wegen haben sich die ganzen Strapazen der Fahrt gelohnt!! Dort trafen wir dann auch zufällig einen anderen Freiwilligen, Simon, einen Freund der WG. Er ist auch sehr nett. Nach dem Essen gingen wir ins Prescraft, den dazugehörenden Laden, wo handgemachte kamerunische Waren vekauft werden. Der ist so toll, die Sachen sind einfach unglaublisch schön. Ich habe mir ein Armband und einen Elefantenschlüsselanhänger gekauft, weil mein alter doch geklaut wurde. Weil es leider schüttete warteten Helli, Simon und ich, während Paula und Hannah mutig sich aufmachten und im Regen einkauften. Schließlich fuhren wir Mädels wieder zur WG, wo wir gemeinsam international kochten. Es gab Karotten-Orangen-Ingwer-Suppe (deutsch), Fufu, das Marcel gekocht hatte (kamerunisch) und Brot mit Guacamole (mexikanisch). Es war soo lecker! Wir machten uns einen richtigen Mädelsabend und schauten nach dem Essen den Film "Zusammen ist man weniger allein", den ich auch zu Hause habe und der wunderschön ist, und machten währenddessen Fußbäder und Pediküre.
Samstagsfrühstück

Wandern in Bamenda









kamerunische Blusen






















Helli








 Im Prescafe

Hannah, Helli, Simon





 Im Prescraft







Nutella!!! für 7,50 €


Internationales Abendessen

Am Sonntagmorgen wachte ich durch die Sonne auf, die direkt in mein Zimmer schien, weil es keinen Vorhang gab, und hatte total das Urlaubsgefühl, weil mich der Blick aus dem Fenster irgendwie an Mallorca und Osterurlaube erinnerte. Aber es war ja auch wie ein kurzer Urlaub in der Großstadt. Wir gingen noch gemeinsam auf den Markt und dann machten Paula und ich uns wieder auf den Rückweg und erreichten am späten Nachmittag wieder unser gemütliches Kumbo. Da war ich doch sehr erleichtert wieder zu Hause zu sein.
Sonntagsfrühstück

 

Zum Markt















Echte Milch!



Home sweet home

Es ist echt verrückt, ich bin in einer Großstadt aufgewachsen und liebe große Städte, aber 3 Monate haben gereicht, mich in einen Dorfmenschen zu verwandeln! Der Ausflug nach Bamenda war toll, es fühlte sich so richtig schön städtisch an, nur weil dort die Straßen asphaltiert sind und es richtigen Straßenverkehr gibt. Paula und ich hatten echt Probleme die Straße zu überqueren, da wir das von Kumbo nicht mehr gewöhnt sind! Eine Freiwillige in Douala, die letztens erst in Bamenda war, hat geschrieben wie entspannt, dörflich und kalt es in Bamenda sei, was so lustig ist, da es für mich genau das Gegenteil war: hektisch, städtisch und warm! In Kumbo fühle ich mich am wohlsten, da es einfach familiärer und entspannter ist und man keine Todesangst auf dem Bike haben muss. Dafür bekommt man hier allerdings weder Kaffe, noch Nutella, Pains au Chocolats oder Eis, was ich in Bamenda auch entdeckt habe. Aber ich kann ja mal immer wieder Ausflüge nach Bamenda machen, wenn mir nach europäischem Essen ist.

Pain au Chocolat aus Bamenda

Unser neues Schloß! Das ist jetzt ein ganz krasses

Papaya
Gestern konnte ich dann endlich wieder ins Waisenhaus, ich hatte meine Kinder so vermisst! Nachmittags war ich noch mit Anna und Jonas shoppen in Squares und morgen kommen die beiden vielleicht zu mir und wir kochen.

Heute habe ich es wieder sehr genossen im Waisenhaus, auch wenn mich vieles auch stört oder ich es einfach nicht verstehe. Aber davon mehr beim nächsten Eintrag!
Als die Sister heute "Rahel, your boy is crying" rief, als der kleine Loyk weinte, wurde mir echt warm ums Herz! Ich weiß noch nicht, ob ich es wirklich schaffen werde, die Arbeitsstelle hier zu wechseln, auch wenn mir so vieles nicht gefällt, die Kinder liebe ich so sehr und sie mich!

Liebe Grüße aus Kumbo!