Meine Kleinen

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Dienstag, 18. August 2015

Die ersten Tage im Waisenhaus

Hallo liebe Freunde!

Nachdem ich am Donnerstag geschrieben hatte, habe ich mich den Rest der Woche mehr oder weniger ausgeruht.. Am Freitag war eine Messe für ein Mädchen aus Sambia, das bei uns in Deutschland einen Freiwilligendienst absolviert hat und zu unser aller Entsetzen vor einigen Tagen in Holland ertrunken ist. Ich hatte sie ein paar mal  in Deutschland getroffen und wir alle hier sind sehr geschockt und traurig und können es immer noch nicht fassen. Deshalb war die Messe am Freitag wirklich sehr wichtig für mich, schön, aber auch sehr traurig. Sie war bisher die einzige Messe hier, die mir wirklich gefallen hat. Am Samstag waren wir auch wieder in der Messe, und zwar wieder um 6:30 Uhr, die uns Father Francline sehr ans Herz gelegt hat..Es war ja Mariä Himmerlfahrt, was hier sehr gefeiert wird. Für uns gab es allerdings keinen Unterschied zur Messe am Sonntag, und wir sind schließlich früher gegangen. Emily war nämlich sehr schlecht und ich hatte mich auch am Freitag schon nicht so gut gefühlt in der Kathedrale. Die Luft da drinnen ist echt schrecklich. Wir haben also die stundenlange Kollekte genutzt, um uns davon zu stehlen und sind stattdessen auf den Markt in Mbve einkaufen gegangen. Am Sonntag haben wir es dann wirklich gewagt, die Messe komplett zu schwänzen und haben ausgeschlafen. Ich habe ganze 13 Stunden am Stück geschlafen! Das war aber auch mal nötig. Wir haben dann wirklich nichts gemacht und richtig gefaulenzt, bevor am Montagmorgen unsere Arbeit begonnen hat.
Ich musste um 6:30 Uhr aufstehen, um um 8 Uhr pünktlich im Waisenhaus in Shisong, einem Stadtteil von Kumbo, zu sein. Gestern hat mich noch Father Francline dorthin gefahren, aber den Rückweg musste ich dann schon alleine meistern. Die Sister, die das Waisenhaus leitet, führte mich kurz rum und dann wurde ich in einen Raum mit anderen jungen Frauen, die dort arbeiten, gesetzt und mir wurde irgendein Baby in den Arm gedrückt. Dem gefiehl das aber weniger, da es mich nicht kannte und ich außerdem fremd aussehe, und es fing an zu schreien. Daraufhin wurde es durch ein anderes Baby ausgetauscht und das wurde ein paar mal wiederholt. Schließlich hatte sich ein kleines gefunden, das kein Problem mit mir hatte. Dieses kleine Mädchen hatte ich dann länger auf dem Arm. Sie ist erst 2 1/2 Monate alt und super süß! Danach habe ich dann aber eher mit den etwas älteren Kindern gespielt, die alle die ganze Zeit an mir hängen! Es gibt drei Jungen, Drillinge, die ich ungefähr auf 3 schätze, da muss ich aber nochmal nachfragen, und ein Mädchen, die älteste, die vielleicht vier oder fünf ist. Die vier waren die ganze Zeit bei mir und frisierten mir die Haare und so, weil sie solche Haare hier ja nicht haben. Sie sind sehr nett, aber auch echt anstrengend und wild. Ziemlich blöd ist, dass ich sie bisher kaum verstehe. Die sprechen hier eh schon alle etwas anderes Englisch, das für mich echt schwer verständlich ist, und Kinder sprechen dann ja noch viel undeutlicher. Deshalb klappts mit der Kommunikation noch nicht so ganz. Auch mit den Mädchen, die dort arbeiten, ist es echt nicht so leicht. Irgendwie reden sie fast nie mit mir, weshalb ich oft nicht weiß, was ich machen soll, weil sie mir überhaupt nichts sagen und keine Tipps geben und so. Ich fühle mich deshalb total wie ein Außenseiter, weil sie miteinander reden und lachen und ich kaum etwas verstehe und nur daneben sitze und mich etwas unnütz fühle. Aber ich hoffe einfach, dass das in der nächsten Zeit besser wird. Um 11 Uhr gab es dann schon Lunch für die Kinder. Mir wurde auch eine Schüssel in die Hand gedrückt, und ich sollte Mary, ein kleines Mädchen, füttern. Das hat auch ganz gut geklappt, nur sollten die Kinder alles aufessen und sie wollte dann nicht mehr, aber irgendwie habe ich es dann zum Glück ohne Gewalt noch in sie reinbekommen. Nach dem Essen gingen die Kinder dann alle schlafen. Die Sister holte mich in die Küche und hatte für uns auch etwas zum Lunch gekocht und wir aßen zusammen in der Küche. Zuerst war ich allein beim Essen, aber dann setzte sie sich auch dazu. Es war sehr lecker und auch angenehm, weil ich die Sister wesentlich besser verstehe und sie mir von ihrer Reise nach Europa erzählte. Danach trug ich noch ein bisschen das kleine Baby durch die Gegend und dann fuhr ich nach Hause, bevor der Regen kam. Ich habe es wirklich gerade so ins Haus geschafft, dann hat es angefangen zu schütten. Für den Weg von Shisong nach SAC, wo wir wohnen, bin ich mit einem "Bike-Taxi" gefahren. Die öffentlichen Verkehrsmittel hier sind echt anders! Entweder fährt man mit dem Taxi, die hier wie bei uns Busse zwischen verschiedenen Stationen hin und her fahren. Allerdings sitzt man in diesen Taxis zu viert auf der Rückbank und zu zweit auf dem Beifahrersitz! Erst wenn das Taxi voll ist, fährt es auch los meistens. Anschnallen tut man sich hier natürlich auch nicht. Oder man fährt mit einem Bike, das sind Motoräder als Taxis, die auch zwischen den Stationen hin und her fahren, man kann sich aber auch von allen Taxis an einen bestimmten Ort fahren lassen. Bikefahren macht echt viel Spaß! Besonders wenn es den Berg hinunter geht und die Haare im Wind wehen, Helme gibt es auch nicht. Ich habe mich gestern und heute dann auch vom gleichen Bikefahrer direkt zu unserem Haus fahren lassen, damit ich nicht durch den Regen laufen musste. Heute ist dann der Tag mehr oder weniger wie gestern verlaufen. Die Kinder kannten mich schon etwas besser, aber ich bin trotzdem noch das Highlight. Richtig wohl gefühlt habe ich mich heute aber auch nicht. Die gehen sehr anders mit den Kindern hier um. Zum Teil sind sie zwar sehr liebevoll, aber die Kinder werden schon sehr häufig ins Gesicht geschlagen und angeschrien. Eine Situation heute fand ich sehr schrecklich! Eine der Betreuerinnen hat die Drillinge aufgefordert zu sagen, wie sie mit ganzem Namen heißen. Sie hat die Jungen einzeln vor sich gesetzt, und weil sie nicht richtig oder gar nicht geantwortet haben, hat sie sie dann mit ihrem Flipflop ins Gesicht geschlagen, sodass es richtig geklatscht hat. Das hat sie immer wieder wiederholt und die Jungen waren dann auch veängstigt und haben es nicht richtig gesagt und es war einfach schrecklich. Das Mädchen hat die Jungen auch angeschrien und immer wieder "stupid" gesagt, weil sie es nicht richtig beantworten konnten. Zwei andere Betreuerinnen waren auch dabei und haben gelacht. Eine der beiden hat zwar versucht den einen Jungen dann wegzuziehen und so zu beschützen, aber das Mädchen mit dem Schuh hat ihn einfach wieder an den Beinen zu sich hergezogen. Einer der drei hat dann auch angefangen zu weinen und wurde daraufhin angeschrien und durfte sich nicht mal mit den Händen die Tränen wegwischen. Ich fühlte mich schrecklich unwohl, aber wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Auch den Babys wird immer "don't cry" zugerufen und als ein Baby den Daumen in den Mund steckte, wurde seine Hand geschlagen bis er es unterließ. Die Kinder werden dort auf jeden Fall wesentlich strenger erzogen, sie durften auch ca. eine Stunde lang nicht aufstehen und sich bewegen und mussten still auf dem Boden rumsitzen. In dem Alter hätte ich das sicher nicht gekonnt, da ich vorher schon vor Langeweile gestorben wäre. Aber die Kinder machen es meistens mit, weil ihnen angedroht, dass sie sonst geschlagen werden, was dann ja auch wirklich geschieht. Insgesamt weiß ich einfach noch nicht, wie ich mich in solchen Situationen verhalten soll und ob ich meine Meinung sagen kann. Das habe ich mich heute noch nicht getraut. Momentan hoffe ich, dass ich mich an die Arbeit dort gewöhnen und sie dann auch schätzen werde, das ist jetzt nämlich noch nicht der Fall.
Heute Nachmittag hatte ich dann noch zwei Besucher, einen netten und einen weniger netten. Zum einen hat sich wieder eine kleine Maus in meinem Zimmer rumgetrieben, die wohnt hier anscheinend auch. Zum andern kam unser Nachbar Kenneth vorbei und hat mir roasted corn gebracht, geröstet schmeckt Mais auch echt lecker!! Das war sehr lieb von ihm und ich habe mich sehr gefreut.

Das ist Kenneth (nicht der Nachbar). Er hat einen Shop in Squares und kann einem alles beschaffen. Außderm ist er super nett.
Samstag habe ich 2 1/2 Stunden gewaschen, sodass meine Finger danach ganz wund waren...

So sieht der Himmel aus, wenn bald der Regen kommt..

Auf dem Weg nach Hause..

Die Bananen habe ich innerhalb von 4 Tagen fast aufgegessen!

Die schlafenden Babys im Waisenhaus

Alle so schnuckelig...

...besonders beim Schlafen!

Das ist das jüngste dort, sie ist 1 Monat alt!

Der kleine Mann hier heißt Noel und hat extra fürs Foto gelächelt.!


Nochmal die Kleinste

Heute gabs Bananenkuchen zum Nachtisch für mich!
Da esse ich immer im Waisenhaus.

roasted corn

So gehe ich jetzt jeden Morgen aus dem Haus.
Etwas unzufriedene, aber liebe Grüße nach Deutschland!

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