Meine Kleinen

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Donnerstag, 13. August 2015

Die ersten Tage in Kumbo - wie die Queen in Frankfurt

Good afternoon, Freunde!

Wir wohnen jetzt seit einer Woche in unserer Wohnung und lernen die Umgebung um uns herum langsam etwas besser kennen. Wir haben sehr nette amerikanische Nachbarn mit sechs Kindern! Helena und James sind Zwillinge und 8 Jahre alt, Max und Isabelle, ebenfalls Zwillinge, sind sechs Jahre alt, Sally ist vier und Gabriel ist 9 Monate alt. Sie sind alle super süß und rennen immer zu uns, wenn wir bei ihnen vorbeikommen. Sie wohnen jetzt hier das dritte Jahr und werden zeitgleich mit uns wieder nach Hause gehen. Erik, der Vater, hat uns mit den beiden ältesten schon den großen Markt in Mbwe gezeigt, der dort alle acht Tage ist. Er hat uns die besten Stände gezeigt und auch erzählt wie es so ist, hier als Weißer zu leben.
Unterwegs in Kumbo

Denn es ist wirklich gewöhnungsbedürftig! Alle schauen uns an und rufen uns. Man fühlt sich wirklich ein bisschen wie die Queen.. Alle Taxi- und Bikefahrer wollen uns immer fahren, alle Verkäufer auf dem Markt wollen uns etwas verkaufen, alle begrüßen  uns überall und immer und alle wollen uns immer die Hand geben und heißen uns willkommen. Die kleineren Kinder kommen zum Teil angerannt und fassen uns einfach mal an, weil sie wissen wollen, wie sich weiße Haut anfühlt. Allerdings rufen sie uns auch immer "whiteman" oder "Kimbang", was dasselbe auf Lamnso, dem Dialekt hier, heißt, hinterher... Das ist echt sehr anstrengend, weil wir die ganze Zeit unter Beobachtung stehen und uns nur zu Hause wirklich entspannen können. Es gibt hier echt sehr sehr wenige Hellhäutige, weshalb wir so stark auffallen. Besonders die jungen Männer finden uns ganz toll und baggern uns immer an und wollen unsere Nummer haben und so.. Das ist zwar teilweise ganz lustig, aber ich mag es nicht so gern, weil es nichts mit mir persönlich zu tun hat, sondern einfach nur an meiner Hautfarbe liegt. Wir sind hier einfach eine Sensation! Aber daran gewöhnt man sich echt ganz gut.. Alle sind auch wirklich sehr freundlich und zuvorkommend hier und geben uns das Gefühl, erwünscht und willkommen zu sein.

Überall laufen hier Ziegen rum!
Ziegen suchen Schutz vorm Regen vor unserem Haus
Ivoline, die uns ja schon am Flughafen abgeholt hat, kümmert sich sehr rührend um uns, zeigt uns alles und hat auch schon mit uns gemeinsam Lunch gekocht. Auch unser Mentor Father Francline erkundigt sich immer nach unserem Befinden und ruft uns immer wieder an.

Am Donnerstag gab es dann sogar eine Willkommensparty für uns, mit viel Essen und Gesang. 
Danach mussten wir ein Interview fürs Radio von Kumbo geben, dass wir uns Freitagmorgen dann auch anhörten. Danach zeigte uns Ivoline am Freitag noch das Krankenhaus in Shisong, das wirklich sehr modern aussieht! Wenn wir wollen, können wir auch dort eine Zeit lang mitarbeiten. Nebenan liegt das Waisenhaus, wo die Kinder uns freudig begrüßten.
Ein Zimmer im Krankenhaus
Beim Kochen für die Willkommensparty






Am Wochenende waren wir in zwei Messen. Samstag war es eine besondere, da mit ihr irgendeine Verleihung von Zertifikaten für irgendwelche Studenten zusammenhing. Was genau sie verliehen bekamen, habe ich leider nicht verstanden. Das Englisch hier ist nämlich echt anders und es fällt mir noch sehr schwer, die meisten zu verstehen. Nach der Messe gab es dann einige Reden, Musik und einen Scetch, den Emily und ich allerdings absolut nicht verstanden. Danach nahmen wir dann alle noch Lunch zusammen ein. Emily und ich setzten uns erst an einen Tisch zu zwei Sisters aus Indien und von den Phillipinen, wurden dann aber zum Bischofs Tisch beordert. Alle anderen mussten sich beim Buffet bedienen und dort Geschirr und Besteck holen, nur unser Tisch war schon gedeckt und wir bekamen sogar extra Essen aus Töpfen, die auf dem Tisch bereit standen. Es fühlte sich echt so an als würde man mit dem König speisen! Der Bischof wird echt bisschen wie ein König behandelt. Wenn er etwas möchte, springen alle sofort, um es ihm zu holen und er muss nur in Richtung Essen winken und schon wird er bedient. Als er dann ging, wollte sogar jemand ihn mit dem Regenschirm zum Auto begleiten...
Bishop George Nkuo

Der Scetch der Studenten


Sonntagmorgen waren wir dann einfach um 6:30 in der Messe in der Cathedrale! Dafür musste ich um 5 Uhr aufstehen, als es noch dunkel war. Die Messe dauerte 3 Stunden lang und war echt anstrengend. Gesprochen wurde hauptsächlich auf Lamnso oder Pidgin English, weshalb wir nichts verstanden. Die Kollekte dauerte eine Stunde lang, weil dabei alle nach vorne tanzen, wobei sie für einen Meter gefühlte 5 Minuten brauchen. Vorne kann man dann in ca zehn verschiedene Boxen Geld für unterschiedliche Verwendungszwecke werfen. Es war zwar ganz schön anzusehen, aber zog sich sehr lange hin! Insgesamt fühlte ich mich nicht besonders wohl bei der Messe, nur die Musik und der Gesang sind echt cool! Wenn hier zwanzig Menschen singen, klingt das wie 150 bei uns zu Hause. Die haben Wahnsinnsstimmen hier!




Die Kollekte während der Messe

Am Montag zeigte uns Ivoline die verschiedenen Offices beim Bishop's House, in denen wir auch arbeiten können. Dort gibt es zum Beispiel eine Krankenversicherung, oder "Justice and Peace", die sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen und gegen Einschränkungen von Menschenrechten kämpfen. Sehr interessant fand ich auch den "Family Life Office", der Eltern bei der Erziehung der Kinder hilft, Alleinerziehende unterstützt, Waisen oder schwangeren Teenagern Hilfe anbietet und noch vieles mehr macht. Insgesamt unterstützen die Leute von diesem Office das Familienleben im Bistum. Als der Mann, der uns das alles vorstellte, allerdings von "fight against drugs, alcoholism and homosexuality" sprach, war ich dann doch wieder sehr abgeneigt, dort zu arbeiten. Denn mit Kampf gegen Homosexualität möchte ich nichts zu tun haben. Allerdings überlege ich trotzdem, dort mal ein bisschen mitzuarbeiten, da es sich sonst sehr spannend anhörte, und ich muss ja bei nicht mitmachen, das ich nicht gutheiße.

Am Dienstag waren Emily und ich dann mit Bri, einer Deutschen, die momentan zu Besuch hier ist, da sie 2010/11 hier einen Freiwilligendienst absolviert hat, auf dem Markt in Mbwe und haben uns dort Stoffe für Kleidungsstücke gekauft. Dann haben wir uns bei einer Schneiderin unsere ersten Kameruner Kleider bestellt, für die sie unsere Maße nehmen musste und die jetzt extra für uns geschneidert werden. Ich habe aber erst mal nur ein Kleid bestellt, da ich mir aus dem anderen Stoff einen Pulli machen lassen will. Damit warte ich aber erst mal noch ab, da das für die Schneider hier etwas Unbekanntes ist. Ich freue mich schon sehr auf mein erstes Kleid und werde es euch natürlich gleich zeigen, wenn es fertig ist!!

Gestern waren Emily, Ivoline und ich dann beim Fon, dem König von Kumbo.. Das war ein sehr befremdlicher Vormittag! Erst gab es Stress, weil wir ein Foto vom Palast gemacht hatten. Und die Security-Typen wollten uns nicht reinlassen, weil wir nicht von dort sind. Ivoline fand es ganz schrecklich und embarrassing, dass wir wie Fremde behandelt wurden, obwohl wir hier in Kumbo wohnen. Schließlich mussten wir unsere Identity cards zeigen und unsere Daten wurden genau eingetragen. Wir mussten untrschreiben, wann wir ankamen und wieder gingen und erst dann durften wir in den Palast. Der Fon hat ca. 12 Frauen, die alle nebeneinander mit ihren Kindern in Wohnungen innerhalb des Palasts wohnen. Besonders luxeriös sahen deren Hütten allerdings nicht aus!
Am Ende bekamen wir sogar eine Audienz beim König! Wir durften nicht aufrecht stehen und mussten gebückt warten bis der Fon kam und und mussten dann in dieser Haltung zu ihm vorlaufen. Wir stellten uns ihm vor und sollten sagen, was wir hier in Kamerun machen und warum wir hier sind. Er sagte uns, dass wir immer zu ihm kommen könnten, wenn wir Probleme hätten, was allerdings sehr ironisch wirkte in Anbetracht der Tatsache, dass es erst mal Stunden gedauert hatte, bis wir zu ihm vorgelassen wurden und wir von seinen Angestellten wie Terroristen behandelt wurden. Insgesamt fühlte ich mich sehr unwohl in Anwesenheit des Fons, weil es mir sehr widerstrebt, mich vor einem fremden Mann oder eigentlich prinzipiell vor einem anderen Menschen zu verbeugen, ganz besonders, weil die Männer aufrecht stehen konnten und nicht dazu verpflichtet waren!!
Im Palast des Fon
Vor dem Palast
Das Tor vorm Palast
Im Palast des Fon
Eine Mosche beim Palast des Fon


 Ich war sehr froh, als wir dort wieder weg waren. Wir kochten dann bei Ivoline leckeren Lunch und schauten Greys Anatomy, was mich an zu Hause erinnerte.


Leider habe ich mir auch noch einen schrecklichen Sonnenbrand gestern geholt und das in der Regenzeit! Nachmittags schüttet es hier eigentlich täglich, aber vormittags ist es oft sehr warm oder sogar heiß und sonnig, fast wie in Deutschland momentan..;)


Wenn wir nicht gerade unterwegs sind und Kumbo und seine Einwohner kennenlernen, sind wir in unserer kleinen Wohnung und waschen Wäsche, bügeln oder kochen. Das Wäschewaschen ist echt mega anstrengend, da wir ja alles von Hand waschen müssen. Danach tun mir immer die Hände weh. Nach diesem Jahr werde ich richtige "Hausfrauenhände" haben, wie meine Oma es immer nennt. Danach müssen wir unsere gesamte Wäsche immernoch bügeln, sogar Socken, Handtücher und Unterwäsche! Es gibt hier nämlich irgendwelche Insekten, die sich in nasser Wäsche einnisten und dann unter unserer Haut Eier legen würden, wenn wir sie nicht durchs Bügeln vorher abtöten. Gekocht haben wir hier bisher eher deutsch, vorgestern gabs Eierpfannkuchen und heute Kartoffelpuffer, allerdings statt mit Apfelmus mit Mango, Joghurt und Tomaten.
Zum ersten Mal kochen in unserer Küche
Unser erstes selbstgekochtes Essen mit Ivoline und Emily
Das kamerunische Essen schmeckt aber auch ganz lecker. Man muss sich halt erst daran gewöhnen. Die essen hier immer Fufu, was so ein weißer oder gelber Brei aus Mais ist und eigentlich nach nichts schmeckt, und Jamma Jamma, grüne Kräuter, das echt gewöhnungsbedürftig schmeckt..
Unser Herd
Die Bananen hier sind spitze!
Pfannkuchen mit Banane, Mango und Schoko

Beim Wäschewaschen
Müll verbrennen
Bisher kommen wir ganz gut klar damit, auf einige bisher unverzichtbare Dinge zu verzichten. Wir haben nämlich weder Kühlschrank noch Wasch- oder Spülmaschine, noch einen Fernseher. Am schwersten fällt es mir, dass unser Wasser absolut eiskalt ist! Das ist besonders sonntags um fünf Uhr früh sehr hart.. Aber selbst daran habe ich mich schon ein bisschen gewöhnt, auch wenn ich mich morgens immer noch überwinden muss, unter die
Dusche zu gehen, da es hier morgens und abends auch echt kalt ist!


Hier laufen immer zwei Hühnermamas mit ihren Küken rum, voll süß!

Ich hoffe, euch im heißen Deutschland geht es gut! Viele Grüße aus dem verregneten Kumbo!

5 Kommentare:

  1. Liebe Rahel,
    es hat mir viel Spaß gemacht, deine tollen Blogeinträge zu lesen! Herzliche Grüße aus der Heimat! Judy

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  2. ... ach ja, und die tollen Bilder zu sehen! Das MUSSTE ich noch hinzufügen!

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    1. Liebe Judy,
      es freut mich sehr, dass du meine Erlebnisse mitverfolgst und dass mein Blog dir gefällt!!
      Liebe Grüße aus Kumbo!!

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  3. Liebes Rabelchen. Papa hat mir alle Texte deines Blogs vorgelesen. Hochinteressant für mich war deine Beschreibung dieser ganz anderen neuen Welt. Du hast wunderbar anschaulich berichtet. Die kalte Dusche hat mich besonders geschockt, aber auch die Unterwürfigkeit vor dem Fon - meilenweit entfernt von unserer Demokratie. Toll finde ich aber, dass ihr bei den vielen Einladungen sicher auch die Kameruner Küche kennenlernt. Gefällt es dir eigentlich, als Weiße bewundert zu werden? Ich freue mich schon sehr auf weitere Berichte und denke ganz lieb an dich. Deine Oma Gine

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    1. Liebe Omi! Toll, dass Papa dir meinen Blog zeigt und du so auch an meinen Erzählungen teilhaben kannst! Er wird dir sicher meine Antwort und meine neuen Posts zeigen, sobald sie wieder zu Hause sind! Die kalte Dusche ist echt schrecklich, aber man gewöhnt sich echt dran. Außerdem spart man Wasser und Zeit - ich stehe morgens nicht länger als 3 Minuten unter der Dusche! Das mit dem Fon hat mich auch sehr geschockt, da werde ich sicher nicht so bald wieder hingehen..Ich habe schon Fufu (Maisbrei) und Jammajamma (Grüne Kräuter) gegessen! Beides ganz okay, aber mein Lieblingsessen wird es wohl nicht! Gerösteten Mais esse ich aber sehr gerne und das Essen im Waisenhaus ist auch lecker! Die Bewunderung wegen meiner Hautfarbe ist eher nervig, aber natürlich fühlt man sich auch geehrt, wenn alle einen anschauen und einem Komplimente machen und einen kennenlernen wollen..
      Ganz liebe Grüße,
      Dein Rabelchen

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